Inkontinenz
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Viele Menschen in Deutschland leiden unter Inkontinenz. Oft wird nicht über das Thema gesprochen, da Inkontinenz noch immer ein Tabuthema ist.
In Deutschland leiden circa 6 bis 9 Millionen Menschen an Inkontinenz. Die Inkontinenz der Blase ist sowohl unter Männern als auch unter Frauen verbreitet. Viele junge Betroffene schämen sich, wenn sie an Inkontinenz leiden, da die Krankheit noch immer als „alte-Leute-Krankheit“ verschrien ist. Allerdings klagen immer häufiger auch junge Menschen über Inkontinenz. Um die Symptome der Inkontinenz möglichst gut behandeln zu können, ist es wichtig, rechtzeitig einen Arzt zu Rate zu ziehen. Ob bei der Inkontinenz ein Pflegegrad bewilligt wird, entscheidet sich danach, wie sehr die Selbstständigkeit der inkontinenten Person dadurch eingeschränkt wird. In der Regel sind es Erkrankungen im fortgeschrittenen Alter, die mit der Inkontinenz einhergehen und den Grund für einen Pflegegrad geben.
Es gibt viele verschiedene Formen der Inkontinenz. Eine davon ist die Belastungsinkontinenz. Belastungsinkontinenz bedeutet, dass Betroffene während besonderer körperlicher Anstrengung ohne Harndrang Urin verlieren. An dieser Form der Inkontinenz leiden häufig Frauen, da die Ursache dieser Inkontinenzform häufig eine Beckenbodenschwäche ist. 50% aller Frauen leiden in der Schwangerschaft an Inkontinenz. Grund dafür ist, dass sich während der Schwangerschaft die Gebärmutter und damit auch die Blase senken. Daher ist es nach der Geburt besonders wichtig, den Beckenboden zu trainieren, um dieser Form der Inkontinenz vorzubeugen.
Es wird in 3 unterschiedlichen Schweregraden unterschieden. Schweregrad I bedeutet, dass Betroffene der Inkontinenz bei schwerer körperlicher Belastung wie hüpfen, springen, niesen etc. ohne Harndrang Urin verlieren. Beim Schweregrad II verlieren Patienten mit Inkontinenz schon bei leichter körperlicher Belastung wie zum Beispiel Treppen steigen, Aufstehen etc. ohne Harndrang Urin. Und beim Schweregrad III verlieren an Inkontinenz erkrankte Personen schon im Ruhezustand Urin.
Unter der Dranginkontinenz versteht man den unwillkürlichen Verlust von Urin. Bei dieser Form der Inkontinenz klagen Betroffene über überfallartigen Harndrang. Ebenso gehört der häufige Harndrang mit nur wenig Urin zu einem Symptom dieser Form der Inkontinenz. Auch nachts müssen Patienten mit dieser Form der Inkontinenz häufig aufstehen, da sie an häufigem Harndrang leiden. Die Ursachen für diese Inkontinenz sind zum Einen Störungen im zentralen Nervensystem, wodurch die Blasenentleerung nicht mehr funktioniert. Zum Anderen ist eine erhöhte Empfindlichkeit der Blasenmuskulatur ursächlich für die Inkontinenz. Auch Reizzustände, wie zum Beispiel Entzündungen, Tumore etc. können zur Inkontinenz führen.
Die Dranginkontinenz wird unterschieden in die sensorische Inkontinenz und die motorische Inkontinenz. Bei der sensorischen Inkontinenz wird ohne Harndrang der Blasenausgang geöffnet und Urin abgelassen. Bei der motorischen Inkontinenz sind die Nerven, die für die Entleerung zuständig sind, enthemmt und somit kann die Entleerung der Blase nicht mehr bewusst gesteuert werden.
Bei der Mischinkontinenz handelt es sich häufig nicht um eine Funktionsstörung der Blase. Diese Form der Inkontinenz ist eine Mischung aus der Dranginkontinenz und der Belastungsinkontinenz. Bei dieser Form der Inkontinenz ist eine genaue Abgrenzung nicht möglich. Umso wichtiger ist es, die Ursachen zu finden, um die Inkontinenz effektiv behandeln zu können. Eine der häufigeren Ursachen für diese Form der Inkontinenz sind chronische Darmerkrankungen. Bei Patienten mit chronischen Darmerkrankungen sind im fortschreitenden Krankheitsverlauf häufig Probleme mit Inkontinenz festzustellen.
Bei der Überlaufinkontinenz handelt es sich um eine Form der Inkontinenz, unter der häufig Männer in zunehmendem Alter leiden. Bei dieser Form der Inkontinenz wird der Urinabfluss behindert. Die Blase entleert sich bei dieser Form der Inkontinenz selbständig in kleinen Mengen, wenn der Druck in der Blase zu hoch wird. Ursache für diese Form der Inkontinenz, die umgangssprachlich Überlaufinkontinenz genannt wird, ist häufig eine vergrößerte Prostata.
Bei dieser Form der Inkontinenz unterscheiden Mediziner in spinaler Inkontinenz und supraspinaler Inkontinenz. Bei der spinalen Inkontinenz ist die Verbindung zwischen Rückenmark und Gehirn unterbrochen, so dass Patienten dieser Form der Inkontinenz die Blase nicht mehr spüren. Ursache kann sowohl eine Erkrankung, wie zum Beispiel MS, oder auch eine Verletzung des Rückenmarks sein. Bei der supraspinalen Inkontinenz geht durch eine Erkrankung des Gehirns, wie zum Beispiel die Demenz, die Kontrolle über die Blase verloren.
Um die richtige Therapie bei Inkontinenz zu finden, ist es wichtig, nach den Ursachen zu suchen. Ebenfalls wichtig ist, dass die Patienten mit Inkontinenz bereit sind, sich auf die Therapie einzulassen und mitzumachen. Es gibt eine nicht-medikamentöse Therapie und eine medikamentöse Therapie. Die nicht-medikamentöse Therapie beinhaltet häufig festgelegte Entleerungszeiten. Diese werden entsprechend der vorliegenden Form der Inkontinenz auf den Patienten eingestellt. Ebenso sollten Betroffene der Inkontinenz die Blase und auch den Beckenboden trainieren, um die Folgen der Inkontinenz einzuschränken. Eine medikamentöse Therapie zeigt bei der Dranginkontinenz Erfolge. Ziel ist es da, die physiologische Blasenspeicher- und Entleerungsfunktion wiederherzustellen.
In der heutigen Zeit stehen Patienten mit Inkontinenz viele Hilfsmittel zur Verfügung. Dazu gehören Einlagen und Windelhosen, die den auslaufenden Urin aufsaugen und den Geruch binden. Die Windeln bei Inkontinenz sind in verschiedenen Größen und mit unterschiedlichem Fassungsvermögen erhältlich. Für Frauen mit Inkontinenz können Pessare sinnvoll sein. Diese werden in die Scheide eingeführt und sollen die Harnblase stützen, wenn eine Beckenbodenschwäche ursächlich für die Inkontinenz ist. Für Männer mit Inkontinenz stehen Kondomurinale zur Verfügung. Diese haben einen Urinschlauch, der auslaufenden Urin in einen Beutel leitet.
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Diadema-Pflege
Geschrieben am: 2015-06-05